es ist mai.. und mal ist es schön warm, wie heute, blauer himmel.. ich schlappe in kurzer hose durchs haus, öffne die terrassen tür und freu mich über die sonne und den verwirrenden frühlingsduft...bzw den duft den ich mit frühling verbinde...
dann wieder trübe, verregnete tage in denen sich afrikanische wolken zusammenbrauen und ich mir vornehmen gleich am nächsten tag einen dicken pullover einzukaufen..

aber zu solchen tätigkeiten komme ich gar nicht
die uni beansprucht mich gerade sehr , zwei assignments sind mitte/ende mai fällig .. "nebenbei" gibt es auch immer aufgaben für die nächsten kurstreffen, im trade law kurs möchten die incoterms verstanden und angewendet werden und im völkerrecht fragt man mich ob man us-amerikaner so einfach aus dem iran werfen kann wenn denn die große revolution ansteht..
mein eines assignment geht um folter und klagemöglichkeiten für folteropfer in südafrika.. mein anderes hauptsächlich ums CISG (UN kaufrecht)

und außer jura?
gibts auch ne menge.. am wochenende war meine erste party anläßlich geburtstag, umzug und überhaupt.. viele leute waren da und es war ein schöner abend.. mit feuer und grillen und tanzen und erzählen..

gestern war ich endlich mal an einem montag im armchair theater hier in observatory, einem kleinem klub wo am wochenende konzerte sind und unter der woche veranstaltungen wie pizza and movie, viele nette leute lümmeln sich auf sofas essen leckere billige pizza und gucken einen film.. wirklich nett..

so langsam pegelt ich sowas wie alltag ein, am wochenende party oder konzert unter der woche uni und abends freunde besuchen oder mit amye zuhause sitzen und quatschen

im juni hab ich ferien und noch bin ich nicht sicher wo ich hin will und mit wem.. aber sicher werde ich cape town verlassen..

ich könnte anfangen zu philosophieren über europa vermissen und all die umständlichkeiten sich anderswo heimisch zu fühlen... über gründe und zustände die zu dieser massiven gewalt und kriminalitätsrate in südafrika führen und mich immer etwas außerhalb und besorgt fühlen lassen
was ich so höre von freunden , was ich höre von den leuten die hier am großen krankenhaus arbeiten und regelmäßig horrorstories nachhause bringen, zB von einem typ der angeschossen ins krankenhaus kam und dann von einer bande die mit mehreren autos vorfuhr und die sicherheit durchbrach noch umgebracht wurde...
die sicherheitsleute (angestellte privater sicherheitsfirmen) sind nicht weg zu denken, aber gerade im streik, was tödliche konsequenzen hat für leute die trotzdem arbeiten, für leute die nciht beschützt werden, für polizisten die eskalierende demontrationen handhaben müssen..

es gibt wege die ich nicht mit dem auto langfahre, es gibt uhrzeiten an denen ich nur mit dem autofahre ..
es gibt nen grund warum ich diese rundmail nciht an meine eltern sende....
mir ist noch nichts schlimmes passiert aber es ist eben doch immer in meinem kopf und beschäftigt mich..

es gibt begegnungen die für mich ungewohnt sind zB mit der frau die bei uns alle zwei wochen sauber macht, mit leuten die jobs machen die nicht so sichtbar sind in europa, leute die um einen herum sauber machen, meine einkaufstüten füllen im supermarkt, die mich auf parkplätze aufmerksam machen und mein auto bewachen..
arbeit ist so billig hier das überall servicekräfte zuhauf auftreten..
hier in obs werde ich ständig auf geld angesprochen, nach der party klingelte ein mann bei uns und fragte nach left over food (er hatte glück wir hatten noch echt einiges über) , leute sprechen mich auf der straße an ob sie unsere hecke schneiden können (als möglichkeit geld zu verdienen)

es ist auch noch immer meiner ansicht nach eine distanz zwischen black, white und coloured people zu spüren, an der uni mischt es sich, aber ansonsten.. ich nehm es wahr wenn ich die einzige weiße im minibustaxi bin, schwarze menschen besonders älterer generation entschuldigen sich in einer sehr unterwürfigen art bei mir wenn sie mir aus versehen im weg stehen oder mich im supermarkt anrempeln
rassismus ist bei manchen menschen noch ganz offensichtlich anzutreffen..
noch vor fünfzehn jahren standen schilder an spielplätzen "only whites"

südafrika prosperiert und hat mit illegalen einwanderern zu kämpfen, so entwickeln sich "abstufungen" von menschen, menschen aus zimbabwe oder nigeria gelten schneller als kriminelle, drogenhändler ...als menschen aus anderen afrikanischen ländern..

man bekommt ganz unterschiedliche reaktionen wenn man mit jemanden anderer hautfarbe unterwegs ist, wenn ich mit duncan aus malawi unterwegs bin ist glaube ich für manche gleich "klar" weiße frau hält schwarzen mann aus... oder ich hab den eindruck wir kommen nur in eine bar so einfach rein weil er mit mir da ist
wie gesagt an der uni ist das ein bisschen anders, ich hab viel mit leuten aus kenya und tanzania zu tun und es ist ungezwungen und "normal" aber das ist glaube ich auch nur in den internationalen gefilden so einfach.. die erstsemestler wirken doch noch sehr innerhalb ihrer peer groups und hautfarben..

letztens war ich zu einem traditionellen kenyanischen essen eingeladen.. jetzt kenne ich higali (eine art maisbrei) kenyanisches gemüse und afrikanischen kaffee und ein paar wörter in (ki)suaheli ... kulturerfahrung geht durch den magen..

ich merke in gesprächen mit leuten aus afrikanischen ländern einen (nicht überraschenden) unterschied in sozialisierung und herangehensweisen.. manches mal krasse andere ansichten .. manches mal überbrückbare differenzen..

es ist schwierig über den richtigen weg für südafrika zu reden, viele weiße leute fühlen sich diskriminiert von der politik des ANC, zum teil landen schlecht ausgebildete schwarze leute in wichtigen positionen und weiße leute haben große schwierigkeiten jobs zu finden (affirmative action) der ANC hat mit korruption zu kämpfen, einer ihrer einflußreichsten politiker mußte sich einer vergewaltigungsanklage stellen und hat innerhalb dessen fürchterlcihe statements von sich gegeben (er hat mit einer frau "geschlafen" ohne kondom obwohl er wußte das sie hiv positiv ist und hat behauptet danach eine dusche zu nehmen würde das risiko erheblich minimieren.. und eine frau die bei ihm zu besuch sei und bei ihm im haus übernachtet würde "es" auch wollen.. etc) gestern ist er nicht schuldig gesprochen worden..
er war zweit wichtigster anc politker und ein wichtiger vertreter der anti aids kampagne in einem land mit der höchsten vergewaltigungsrate der welt und einem krassen prozentsatz an hiv infizierten menschen...

der öffentliche nahverkehr existiert so gut wie nicht, viele menschen leben in shags (wellblechhütten) und haben keine zugang zu trinkwasser- und abwasserleitungen oder elektrizität...
aber in 2010 findet hier die fußballweltmeisterschaft statt .. aber sicher wird das nicht das einzige thema wie es in deutschland gerade zu zu sein scheint...

freut euch wenn ihr nachts durch berlin lauft oder im nachtbus die augen schließt und euch nachhause tragen läßt.. nehmt es als was besonderes...

liebe grüße
katharina

hallo
gestern war human rights day in Südafrika, public holiday.. u.a. auch um
die Verfassung zu celebrieren.. Nationalfeiertag? im companys garden einem schönen öffentlichen Park in der City wurde gefeiert.. und viele infostände verteilten sich über die stadt
den abend zuvor gab es an meiner fakultät auch eine party von der amnesty international society

und im Fernsehen lief eine Sendung an über Rechte (aus der Verfassung) und jeder konnte anrufen
um Fragen zu stellen (setzt voraus man spricht englisch, hat einen Fernseher und ein Telefon etc...) Zugang zu Gerichten, zu Anwälten..
Wissen um seine Rechte, Vertrauen in Institutionen.. alles keine Selbstverständlichkeiten hier..auf der Autobahn ziehen an mir Golfplätze
und immer wieder langgezogene townships vorbei..
in Kayelitsha einem der größten townships von Cape Town leben fast 1 million Menschen.. zurechtgezimmerte Häuser

eine bizarre Parallele sah ich auf unserem letzten Wochenendtrip auf dem Campingplatz in Cederberg.. nur waren die Camper viel besser also topp
ausgestattet.. sie bildeten richtig ein kleines Dorf für sich.. besser als jeder Shag (Wellblechhaus im Township)

Cederberg Wilderness National Park.. liegt im Norden von Cape Town und ist vor allem beliebt für Wanderungen und Klettertouren..
gezeltet haben wir "nur" in zwei zelten u.a. auf einem campingplatz mit eukalyptusbäumen und zedern
wir sind auch gewandert zum Wasserfall, zu Steinformationen, zu den Felsenmalereien der San, der Ureinwohner Südafrikas, wo ich janz tapfer
auf den hohen Felsen rumgeklettert bin.. vertigo...

auch mit dem Auto haben wir unterwegs einiges angesteuert: eine Rooibos
und organic fruit farm mit Zitronen-und Orangenbäumen und mehr, einige
kleine Farmshops wo man leckere hausgemachte Marmeladen auf warmen Brot
frühstücken und im Glas kaufen konnte und die für die Region typischen getrockneten Früchte.. super lecker getrocknete Pfirsiche, Mangos, Aprikosen etc aber auch eingelegte Limonen, Ingwer, Chilli Jelly.. und
Chutney ohne Ende...

Wandern,Felsen, Wasserfall, Unterhaltung mit dem Besitzer des Backpackers mit Zeltplatz im Park, Mercedes on the road, Kaffee auf dem
Dorfplatz, lecker Weintrauben am Wegesrand..
alles nachvollziehbar auf den Fotos..

am Sonntag sind wir dann noch zur Westküste weiter gefahren und haben dort am Strand gezeltet, wo ich doch in der stürmischen Nacht um unser
Zelt gefürchtet habe.. der Strand war menschenleer.. lange sind wir ihn entlang gelaufen..abends haben wir dann den lokalen Wein am Lagerfeuer
probiert.. so lange bekomme ich einen Überblick über südafrikanischen Wein.. is aber auch kein Wunder wenn man wie ich mitten in der
Weingegend wohnt..

also rundherum dreieinhalb schöne Tage
tagsüber sehr sonnig, trocken, heiß, die Nächte recht kühl.. (ja wirklich ein dicker Pullover war von nöten!)

und ich in Cape Town? mir gehts gut..
vermisse euch und Berlin aber geniesse auch mein hiesiges Leben sehr und
merke wie viel das mit mir macht..

kuss
katharina